MIDAS oder die schwarze Leinwand

Hannah Dörr

Um die Firma zu retten, schlägt der Aufsichtsrat vor, Greens Selbstmord zu inszenieren.

Länge: 15 Minuten
Genre: Komödie

Richard Green, Vorstand der Investmentgesellschaft Green Rock, die ihren Reichtum maßgeblich durch den Waffenhandel begründet hat. Green wird, obwohl die Firma schwarze Zahlen schreibt, eines Tages mit folgendem Vorschlag seines Aufsichtsrats konfrontiert: Um die Firma von zwielichten Affären rein zu waschen, soll Green durch einen inszenierten Selbstmord sterben. Er sucht Hilfe, doch Freunde und Familie wenden sich von ihm ab. Green entscheidet sich für den Freitod – und zögert im letzten Moment.

Nach dem gleichnamigen Theaterstück von Friedrich Dürrenmatt, erschienen im Diogenes Verlag Zürich.

 

Regiekommentar

MIDAS oder die schwarze Leinwand interessiert mich sowohl in seinem Inhalt, als auch in seiner Form außerordentlich. Friedrich Dürrenmatt spricht von einer labyrinthischen Welt und im digitalisierten Zeitalter der Globalisierung ist dieses Bild vielleicht aktueller als je zuvor. Für uns erschließt sich die Welt nur noch bedingt und die Zusammenhänge bleiben verschlossen. Dennoch können uns nicht freisprechen von der Verantwortung, die wir innerhalb der globalen Gesellschaft tragen. Wir sind – wie Richard Green – Marionetten eines globalen Weltsystems.

Green kennt keine Moral. Im ersten Golfkrieg verhandelt er gleichzeitig mit dem Iran und dem Irak und treibt so die Waffenverkäufe ins Unendliche. Green sagt selbst, die „Gesellschaft ist und müsse korrupt sein“ um zu funktionieren. Er ist in dieser Gesellschaft gewissermaßen ein Täter ohne Reue, profitiert vom System und wird zugleich, schließlich – ihr Opfer. Diese Widersprüchlichkeit in seiner Person interessiert mich. Sie ist nicht eindimensional gezeichnet. Sie ist nicht – um mit moralischen Kategorien zu sprechen – „gut oder böse“. Green ist also weder Held noch Anti-Held und als Zuschauer weiß man nicht, ob man mit ihm mitleiden soll oder nicht.

In MIDAS spielt Dürrenmatt mit unseren Vorstellungen von Wirklichkeit. Eine objektive Einschätzung der Zusammenhänge wird damit verwehrt und kann – nach Dürrenmatt – auch nie erreicht werden. Darin besteht für mich die Modernität des Stoffes. Realität und Fiktion gehen in unserer von visuellen Eindrücken geprägten Welt „wie fließend“ ineinander über. Darum habe ich mich entschließen in trompe l’oeil Szenenbildern zu drehen. Die Räume die man sieht, sind niemals real – sondern 2-dimensionalen Papierdrucke. Durch die Kamera und durch die Lichtführung entsteht die Illusion eines Raumes, der in „Realität“ nicht existiert.

Ein Blick durchs Fenster
Datum: 30.05.19 um 21:00
Location: Stadthalle St. Ingbert


Eintritt:
Tagespass

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Die Filmschaffenden im Filmtalk:

Stabliste

Regie: Hannah Dörr
Cast: Georg Friedrich, Lars Rudolph, Marc Hosemann
Produktion: ÖFilm Dörr & Schlösser GmbH
Drehbuch: Hannah Dörr, Friedrich Dürrenmatt
Bildgestaltung: Jesse Mazuch
Sound: Armin Badde, Simon Peter
Ausstattung: Hannah Dörr, Thomas Garvie
Editing: Hannah Dörr
Musik: Johannes Wickert

Biographie

Hannah Dörr, geboren 1990 in Berlin. Studium an der UDK Berlin und an der KHM Köln bis 2016. Ihre Kurzfilme liefen im WDR und auf (inter)nationalen Festivals. 2016 erhält sie den Förderpreis des Landes NRW im Bereich Film und wird Geschäftsführerin der ÖFilmproduktion.

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