Tabula Rasa

Kilian Lieb

Tabula Rasa ist ein düsterer Trip ins Herz der Finsternis.

Länge: 9 Minuten
Genre: Drama

Zu Beginn des Films befindet sich der Protagonist an der äußeren Seite des Geländers einer riesigen Brücke. Hunderte Meter unter ihm fließt das brodelnde Wasser eines breiten, trägen Flusses. Ein durchdringender Signalton aus seinem nur wenige Meter entfernt geparkten Wagen beendet diesen nur halbherzig begonnenen Versuch der Selbsttötung. Der Protagonist wird als stummer, verbitterter isolierter Charakter ohne Umfeld oder Bekanntschaften etabliert, dessen Alltag durch die nächtliche Tätigkeit als Kurierfahrer definiert wird. Während dem auf den Suizidversuch folgenden Kurierauftrag überfährt der Protagonist auf einer abgelegenen Straße einen Menschen. Der Mann ist sofort tot und der Protagonist lässt das Opfer aus Angst und Unsicherheit liegen. Zuhause überkommen den Protagonisten jedoch Zweifel und paranoide Gedanken, unter anderem deshalb, weil seine Tat scheinbar unbemerkt und unverfolgt bleibt. Schließlich kehrt er zurück zum Unfallort, findet den Toten noch am selben Ort vor und nimmt ihn mit nach Hause. Er versucht die Identität des Toten festzustellen, doch außer einem Namen ist er nicht in der Lage, Herkunft, Familie, Umfeld oder Bekanntschaften zu ergründen. Der Protagonist erkennt, dass der Tote unbeweint vergessen wird, ohne dass jemand nach ihm suchen würde und zieht deprimiert die Parallele zu seiner eigenen Situation. Aus Trotz und Verbitterung beginnt er in einem finalen Monolog dem unbekannten Toten Eigenschaften zu attestieren. Er erfindet ihm Herkunft, Familie, Vorlieben, Wünsche und Ziele und erschafft ihm posthum eine erdachte Persönlichkeit. Am Ende des Monologes ist ein lebloser Körper im Wasser treibend zu sehen. Der Film endet beim Protagonisten auf der Brücke. Es wird angedeutet, dass der Protagonist selbst nun das erfundene Leben und den Namen des unbekannten Toten als sein eigenes annimmt.

 

Regiekommentar

Bei einem Autounfall auf einer abgelegenen Straße tötet ein vereinsamter Kurier einen Menschen. Das Verbrechen bleibt folgenlos und stürzt den Protagonisten in eine tiefe Krise, die ihn zu drastischen Mitteln greifen lässt. Tabula Rasa ist ein düsterer Trip ins Herz der Finsternis. Der Kurzfilm arbeitet mit Motiven aus Dostojewskis Schuld & Sühne und verbindet diese mit der unterkühlten Erzählweise des Neon-Noir-Thrillers und der Ästhetik von Filmen wie Drive, Stereo & Taxi Driver.

Bundesfestival junger Film 2018
vom 07. bis 10.06.2018

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Regie, Drehbuch: Kilian Lieb
Sound: Michael Hanf
Cast: Ralph Wüst

Biographie

2013 / Abitur, 2013 – 2014 / Setassistenz Novafilm Fernsehproduktion, 2014 – 2018 / Studium Kommunikationsdesign, 2016 / Produktionsassistenz Milchstrasse Filmproduktion

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